Weihnachtsbräuche - Woher kommen sie und welche gibt es?
Wie kommt es eigentlich, dass Weihnachten bei uns im kleinen Europa auf so unterschiedliche Weise gefeiert wird? Unsere kleine augenzwinkernde Zeitreise soll hier Aufklärung bringen.
Andere Länder, andere Sitten, andere Weihnachtsriten
Drehen wir die Uhr dazu einfach einmal um etwa 2000 Jahre zurück. Das Christkind plant gerade seine Geburt und möchte, dass auch alle Menschen in Europa einmal im Jahr an seinem Geburtstag tolle Geschenke erhalten. Doch wie soll das gehen? So viele Länder, so viele Städte, so viele Kinder, die beliefert werden müssen. Das Christkind grübelt lange. Doch dann kommt ihm eine Idee.
Eilig lädt es einige langjährige Freunde zu einer Konferenz in die Weihnachtszentrale am Nordpol ein. Es erscheinen seltsame Gestalten mit seltsamen Namen. Die Ehre geben sich schließlich 13 kleine Weihnachtskobolde, zwei ältere, bärtige Männer namens Father Christmas und Sinterklaas sowie ein Ziegenbock, der auf den Namen Julbock hört. Als alle an einem Tisch sitzen, breitet das Christkind vor seinen Gästen eine Europakarte aus. Etwas besorgt berichtet es: „Leute, ich brauche eure Hilfe. Ihr müsst mir helfen, die Weihnachtsgeschenke auszutragen. Sonst wird es Ostern, bis ich damit fertig bin. Wollt ihr meine Geschenkboten sein und zugleich den Weihnachtsgedanken in die Häuser der Menschen tragen?“ Wer das Christkind kennt, der weiß, dass man ihm keinen Wunsch abschlagen kann. Und so sagt jeder natürlich gerne zu und alle sind sie sogar hellauf begeistert von der Idee.
Dreizehn Kobolde für Island – ruhige Insel, unruhige Weihnachtsboten
Die 13 umtriebigen Weihnachtskobolde werden als erstes gefragt, für welches Land sie die Geschenke austragen möchten. Ausnahmsweise sind sie sich einmal schnell einig: Island soll es werden. Doch gemeinsam auf Reisen sind die 13 kleinen lebhaften Kerle keinem zumutbar. Deswegen wird vereinbart, dass ab dem 12. Dezember jeder einzeln nach Island reisen soll. Am 24. Dezember, zum Geschenke Verteilen, dürfen sie sich dann ausnahmsweise alle auf einem Haufen befinden und mit anpacken. Natürlich aber müssen sie sich dabei benehmen und danach bis zum 6. Januar wieder einzeln abreisen. Damit können dann alle leben. Bis heute besuchen die Kobolde Island zur Weihnachtszeit auf diese Weise.
Father Christmas – weihnachtlicher Schornsteinfeger für England
Sinterklaas und Father Christmas – beide gut beleibt – sind sich nicht nur aufgrund ihrer Körperfülle auf Anhieb sympathisch. Sie wollen den Kontakt unbedingt halten und entschieden sich, dass man gemeinsam den Westen Europas mit Geschenken beliefern möchte. Weil Father Christmas üppiges Essen liebt, zieht es ihn sofort nach England. Denn dort gibt es an Weihnachten immer saftigen Truthahn, flambierten Plumpudding und Eierpunsch. Auch die Dekoration der Wohnzimmer zur Weihnachtszeit ist in England etwas Besonderes. Hier sorgen Stechpalmenzweige, Misteln und Lorbeergirlanden für weihnachtliches Flair. Und weil Father Christmas auch Humor hat, hat er sich eine sehr originelle Methode ausgedacht, wie er in die Häuser der Menschen gelangt: nämlich rutschenderweise durch den Kamin. Deswegen hängen die Kinder und Erwachsenen an Weihnachten auch lange Socken an den Kaminsims. Die Strümpfe dienen sozusagen als persönlicher Weihnachtsbriefkasten, in den Father Christmas dann gleich die Geschenke hineinstecken kann.
Der schippernde Holländer – Anreise von Sinterklaas per Schiff
Sinterklaas hatte schon immer eine Schwäche fürs Bootfahren und entscheidet sich deswegen spontan für das alte Seefahrerland Holland als seinen Geschenk-Austragungsort. Die Idee vom Kumpel Father Christmas, per beschwingter Schornstein-Rutschpartie in die Wohnzimmer der Menschen zu gelangen, findet er auf Anhieb klasse und beschließt, das auch so zu praktizieren. Als alter Schiffsliebhaber kommt er zusammen mit seinem Helfer „Zwarte Pieten“ (Schwarzer Peter) aber selbstverständlich auf einem Boot nach Holland geschippert. Und weil er sich gerne länger als nur einen Tag im Land der Seefahrer, Grachten und Kanäle aufhalten möchte, reist er bereits immer schon Ende November an.
Jedes Mal, wenn er jetzt im Hafen ankommt, wird er immer von vielen fröhlichen Menschen bejubelt. Dies ist dann auch für die Kinder der offizielle Startschuss in die Weihnachtszeit. Jetzt heißt es Schuhe putzen, Wunschzettel schreiben und die frisch geputzten Stiefel am Abend des 4. Dezembers vor die Haustür stellen oder am Kaminsims festzurren. Denn am 5. Dezember reitet Sinterklaas auf seinem weißen Pferd durch Straßen und über Dächer und verteilt seine Geschenke.
Schöne Bescherung lieber spät als nie – Weihnachten in Spanien
Die Geschenke unter der weihnachtlichen Sonne Spaniens austragen, das will das Christkind unbedingt selbst erledigen. Chefsache sozusagen. Aber weil es eigentlich keine Auslieferungskapazitäten mehr frei hat, müssen die Kinder in Spanien jetzt immer etwas auf Ihre Bescherung warten. Am 24. Dezember gibt es deswegen erst einmal ein opulentes Abendessen ohne große Bescherung. Lediglich kleine „Vorgeschenke“ werden gemacht. Die werden aber auf eine sehr originelle Weise übergeben. Denn nach dem Essen wird die „Urne des Schicksals“ auf den Tisch gestellt. Darin befinden sich Lose, die sowohl Gewinne als auch Nieten sein können. Jeder darf nun so lange Lose aus der Urne ziehen, bis er ein kleines Geschenk ergattern kann. Die eigentliche, große Übergabe der Geschenke gibt es in Spanien dann erst am 6. Januar zum Dreikönigstag. Dann nämlich hat es das Christkind auch hier geschafft, alle Geschenke zu verteilen. Und weil die Heiligen Drei Könige in Spanien tatsächlich auf Kamelen daher geritten kommen, stellen die Kinder vor der Haustüre neben Schuhen für die Geschenke auch Stroh, Brot und Wasser für die Tiere auf.
Weihnachtsgeschenke als Wurfpost – der Julbock liefert in Schweden
Der Letzte der geselligen Runde, der Julbock, erinnert sich an die Tage, als der Ziegenbock bei den alten Wikingern noch ein Symbol für den germanischen Gott Thor war, und entscheidet sich als Geschenkpaketbote fürs Wikingerland Schweden. Überall im Land ehrt man ihn hier mit kleinen Strohpuppen in Form eines Ziegenbocks. Mittlerweile aber hat der in die Jahre gekommene Julbock seine Arbeit an drei quirlige Kobolde mit Namen Tomte, Tomtebisse und Nisse abgegeben. Für diese stellen die schwedischen Kinder kleine Schüsseln mit Milchbrei auf die Fenstersimse, an denen sich die drei satt futtern können, während drinnen bei den Kindern die Geschenkeschlacht tobt. Und um die Kobolde beim Geschenkeaustragen zusätzlich zu unterstützen, haben sich die Schweden selbst noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen. In Schweden nämlich lässt man zur Weihnachtszeit einfach Fenster und Türen an den Häusern offen stehen. Denn dann können auch die Nachbarn kleine Geschenke einfach in die Zimmer werfen.